15.12.2016 – Überentwicklungen, Sandsturm und Gewitter

Kurz nach der recht frühen Landung gegen 17:00 Uhr (lokal).

Annett war heute wieder dabei!  🙂  Wir sind kurz vor 12:00 Uhr (lokale namibische Sommerzeit = GMT + 2 h) gestartet und es ging zunächst in den Nordosten. Schnell stiegen die Arbeitshöhen auf 4.000 m über dem Meeresspiegel an. Den kompletten Flugweg könnt Ihr Euch hier anschauen. Wir waren in der labilen Luftmasse recht schnell unterwegs: Die 656 OLC-Kilometer haben wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 141 km/h zurückgelegt.

Auf Westkurs gegen 14:46 Uhr (lokal) mit Regenschauern im Norden.

Mehr als einmal wurden wir leicht geduscht. Wegen der Überentwicklungen haben wir uns sicherheitshalber nicht allzu weit von Bitterwasser entfernt.

Die relativ frühe Landung nach etwas über 5 Stunden Flugzeit war eine gute Idee. Kaum hatte Samuel die Jaxidas übergezogen fiel bereits der erste Regen.

Als wir zum Kaffeetrinken im Speisesaal saßen, zog eine Sandwand über die Pfanne. Der Wind wurde so stark, dass ich mir Sorgen um die „30“ machte und zum Flieger am Pfannenrand fuhr, um die Verzurrung zu checken.

„Dramatischer“ Sonnenuntergang.

Es stürmte massiv während die Sonne unterging. Im Osten wurde der Himmel immer grauer und es entwickelte sich ein massives Gewitter. Später hörte ich, dass auf dem Nachbarflugplatz Veronica gefühlt „die Welt untergegangen“ ist.

14.12.2016 – Drei Starts auf der ASH 30 Mi

Vor dem Start auf der riesigen Bitterwasser-Pfanne.

In Anspach hatte mich Uwe bereits auf der ASH 30 Mi „D-KAME“ eingewiesen. Aber das war im Mai und somit schon ein paar Tage her. Nach der Bodenübergabe der vorherigen Piloten Horst und Dirk habe ich mit Dirk einen 45-minütigen Überprüfungs-Start gemacht. Die „hot and high“-Bedingungen in Bitterwasser erfordern ein aufmerksames Auge auf die Anzeige der Luft- und Wassertemperatur des Wankel-Motors. Die Drehzahl muss bei den hohen Außentemperaturen früh reduziert werden. Das bedeutet aber, dass man im besten Fall nur noch die Höhe halten kann und für den Steigflug auf einen Aufwind angewiesen ist. Meine Motorlaufzeiten der „30“ sind deshalb in Bitterwasser immer recht lang gewesen.

Der rote Sand der Kalahari-Dünen.

Gut eine Stunde später bin ich mit Annett gestartet. Die Thermik war super und wir sind schnell und hoch geflogen. Leider hat Annetts Pinkelsystem auf dem hinteren Sitz nicht funktioniert und wir mussten landen. Mein dritter Start an diesem Tag war ein Alleinflug. Ganz entspannt bin ich einen Kringel um Bitterwasser geflogen. Die tolle Sicht sowie die Strukturen und Farben der Kalahari waren ein Genuss. Nach der Landung kurz vor Sonnenuntergang war ich heute in Summe 541 km und 6:23 h in der Luft – ein guter Einstand.

Abendstimmung mit Blick von Pol zu Pol.

Die ASH 30 Mi ist ein tolles Segelflugzeug. In keinem der 66 Segelflugzeuge, die ich bisher fliegen durfte, habe ich so entspannt gesessen. Das Cockpit verdient in Sachen Ergonomie die Bestnote und die neue, sehr pfiffige Fahrwerksmechanik ermöglicht das Aus- und Einfahren des Rades mit geringer Kraft. Mit der hohen Flächenbelastung kann sehr schnell geflogen werden. Die Ruderabstimmung ist gut und die Handkräfte für 26,5 m Spannweite vergleichsweise gering. Perfekt wäre die „30“ mit dem neuen Einspritzer von Solo, der 68 PS leistet. Der 56 PS starke Wankelmotor ist zweifelsohne sehr laufruhig und zuverlässig, aber – für meinen Geschmack – bei 850 kg Abfluggewicht schlicht und einfach zu schwach. Auch in Europa.

13.12.2016 – Nachtflug von Frankfurt nach Windhoek/Namibia

Wir haben diesmal einen Nachtflug sowohl für die Hin- als auch für die Rückreise gebucht. Wirklich schlafen kann man auf den Sitzen der „Holzklasse“ nicht, aber mit Hilfe von einer kleinen Pille (Danke, Anette!) sind mir dann doch irgendwann nach dem Abendessen die Augen zugefallen. Annett hat auf die Pille verzichtet, wurde dann aber auch irgendwann schläfrig.

Nachtstimmung im Condor-Flieger.
Nachtstimmung an Bord der Condor-Boeing.

Der Flug von Frankfurt nach Windhoek dauert etwa 10 Stunden und – schwupps – waren wir dem nasskalten Grau Europas entflohen und mitten drin im strahlend warmen Sommer Namibias.   🙂

Nur rund 90 Minuten vorher ist die Air Namibia Maschine aus Frankfurt gelandet.

Wichtig für eine erfolgreiche Einreise ist, dass mindestens zwei Seiten im Reisepass frei sind und dass der Reisepass noch mindestens 6 Monate gültig ist. Sonst gibt es ein Problem. Nach der Übernahme des Mietwagens sind wir nach Bitterwasser gefahren. Lasst Euch unbedingt zeigen, dass ein aufgepumptes Reserverad im Kofferraum liegt und alles Werkzeug für den Reifenwechsel an Bord ist. Am letzten Tag des Urlaubs habe ich das erste Mal in meinem Leben einen Reifen wechseln müssen. Aber davon später mehr…

Bilderbuchwetter über Bitterwasser, das das Segelfliegerherz hoch erfreut.

Bei der Ankunft in Bitterwasser wurde – ein sehr schöner Brauch – geschwind das Begrüßungsgetränk gereicht und das Wetter war genau so, wie wir es uns gewünscht haben.

Wir waren allerdings ziemlich müde und haben uns länger als geplant in die Koje gelegt. Als wir wieder wach waren, war es für die Übergabe der ASH 30 Mi zu spät.

Das Abendessen war – wie gewohnt – ausgezeichnet und natürlich gab es am ersten Abend ein „Windhoek Lager“ dazu.

 

 

Und noch so ein Segelflug-Blog…    ;-)

Ich habe heute beschlossen, meine Kurz-Domain „j9.de“ für einen Blog zu nutzen. Natürlich geht es um das Segelfliegen. Das ist meine Sportart seit dem 14. Lebensjahr. Jetzt bin ich bald 40 Jahre älter, aber meine große Begeisterung für diesen wunderbaren Sport ist mehr als geblieben. Segelfliegen ist die komplexeste Sportart, die es überhaupt gibt. (Man möge mich vom Gegenteil überzeugen!) Trotzdem kann man sie erstaunlich schnell lernen und genießen.

Der große Anstupser für diesen Blog ist der Namibia-Urlaub von mir und meiner Lebenspartnerin Annett vom 13.12.2016 bis zum 03.01.2017. Wir haben so viel erlebt und ich möchte das gerne aufschreiben. Es ging gleich mit dem Segelfliegen los. Für ganze 12 Tage hatte ich die Gelegenheit, die famose ASH 30 Mi mit dem Kennzeichen „D-KAME“ chartern zu dürfen und hätte sie wirklich jeden einzelnen Tag fliegen können. Nur am 24.12. habe ich einen Ruhetag eingelegt, weil mittelprächtige Blauthermik vorhergesagt und ich nach über 70 Flugstunden dankbar für einen ruhigen „24. “ war. Übrigens: Weihnachtsstimmung kommt bei deutlich über 30°C am Tag und so viel Sonne nicht wirklich auf. Die Weihnachtsfeier am Abend war wunderbar: Das Essen, der prächtig geschmückte Saal, die liebevoll gedeckten langen Tafeln – super!

Doch jetzt der Reihe nach – viel Spaß beim Lesen!   🙂